Donnerstag, 25. Dezember 2008

Plastikweihnachten


Oh Plastikbaum, oh Plastikbaum... nichts ist hässlicher als ein großer Plastiktannebaum mit goldenen, roten und blauen Lametta. Dazu eine Lichterkette, die abwechselnd Orange, Rot und Grün aufleuchtet. Draußen ist es heiß... Es gibt Ruander die Luftballons an den Baum hängen.
Wir deutschen Volunteere und zwei drei Ruander haben zusammen gegrillt und einen netten Abend gehabt. Doch so wirklich Weihnachtsstimmung kam wohl bei keinem auf. Zuhause haben wir dann noch bis in die Puppen bei Bananenschnaps Musikvideos gedreht... Der Morgen war Fabelhaft, es war das beste Weihnachtsfrühstück meines Lebens. Marzipan und Printen hatte Camilla aus Deutschland bekommen. Dazu gabs Zwieback mit Leberwurst, wahlweise auch mit Amaretto-Sprühsahne. Ebenfalls aus dem Heimatland :)

Die Ruander feiern heilig Abend nicht. Heute an Weihnachten wird ein bisschen gefeiert...Man besucht sich und geht in die Kirche... nichts großartiges...

Ich für meinen Teil gehe gleich mit Camilla in einen französischen Gottesdienst und schauen danach auf der Weihnachtsfeier eines ruandischen Schauspielers vorbei :D Wird ja vielleicht lustig. Ansonsten bleibt uns noch der Rest Bananenliquor.

Ich wünsch euch alles ein fröhliches Weihnachtsfest. Habe mich bei kaum jemanden gemeldet, denke aber trotzdem viel an euch..: frohes fest euch allen!

Donnerstag, 18. Dezember 2008

HOHOHO

Das geht zu weit. Das es hier einen Supermarkt für die Weißen gibt, ist eine Sache. Da kann man alles kaufen und als AUsländer fühlt man sich wohl. Kein Handeln, kein Muzungu-Aufpreis, Jungs die einem die Sachen in Papptüten packen und ein Taschen-ab-geb-service. Ok, kein Problem, find ich noch in Ordnung. Aber ich lasse mich nicht von einem hässliche, alten, bierbäuchigen Renter anmachen, der einen völlig aus der Mode gekommenen roten Mantel trägt und zu alle dem noch aus Plastik ist. Jedesmal wenn ich in den Supermarkt hüpfen will, brüllt er mich an: "HOhoho", wackelt mit seinem Hintern und scheucht mich dann mit ner alten Jingle Bells Platte in den Laden. Nur weil ich Weiß bin. Penner.

Mittwoch, 17. Dezember 2008




Schuhle Macht kluk!

Jebabawe, da hatten wir was vor uns. Mal eben die restlichen Kinder anmelden... Zuerst war der Direktor nicht da, musste krank werden, waehrend tausend Eltern ihre Kinder anmelden wollten. Das ging dann nicht. Das war am Freitag. Als wir Montag ankamen mussten wir erstmal ganz schoen lange warten. Aus dem Buero hoert man einen Mann schimpfen. "oha", denk ich mir, "wer is er denn?". Der Schimpfende war der Direktor selbst und er wurde auch nicht ruhiger, als andere Eltern hineinkamen. Jeder hat einen auf den Deckel bekommen, warum, hab ich nicht verstanden. Vielleicht, weil er immer noch Bauchschmerzen hatte oder noch keinen Kaffee bekommen hatte. Dann bin ich auch immer so.
Was er alles fuer quatsch erzaehlt hat, als wir dann kamen, will ich gar nicht wiederholen, waere zu lang. Drei Stunden sassen wir in seinem Buero, drei! Eine davon hat er einen meiner Jungs angebruellt, solange, bis dessen Mutter die Traenen kamen. Er hat wohl irgendein Problem mit ihm gehabt, oder umgekehrt. Wie auch immer. Ich kann diesen Mann kein Stueck leiden.
Heute waren wir dann unsere Groesseren woanders registrieren und haben alle bis auf einem unter einem Hut. Ein ganz schoenes hin und her war das, aber ich bin guter Dinge. Wie kann man auch schlechter Dinge sein, ich habe Schokolade, Kaffee, Socken und Kekse aus Deutschland. Ich bin froh. Nishimwe oder so (stimmts marie?)

Ich poste ncoh zwei drei Bilder der letzten Tage wenns klappt...

Donnerstag, 11. Dezember 2008

ode an den keks

Marie, das ist ein Keks wie ich ihn mag. Es beginnt schon beim Namen! Der allererste Mensch den ich mit dem Wort Keks in Verbindung bringe, ist meine Freundin Marie. Wie wunderbar, dass das anscheinend nicht nur bei mir so ist, sondern ein Keksbäcker in Kenya (der Keks wurde aus Nairobi importiert) genau dieselbe Assoziation bei „Keks“ hat. Das nenne ich geistige Globalisierung. Beim Essen dieses Kekses denke ich an Marie und an einen unbekannten Seelenverwandten Keksbäcker. Und die Verpackung! Rote Pappe, einfach und schön. Kein blingbling Schnickschnack, keine blöde Disneyfigur, die künstliche Aromastoffe vermuten lassen würde. Einfach Rot, meine Lieblingsfarbe. Kein augenblendendes Hochglanzpapier und keine verschnörkelte Schrift. Hier steht der Keks im Mittelpunkt. Ein runder, handlicher, schöner Keks. Er sieht aus, als hätte ihn eine kleine, lustige Oma gebacken und jeden einzeln sorgfältig mit einem Senfglas ausgestochen. Es ist kein lauter, schmieriger oder angsteinflößender Keks. Es ist ein höflicher Freund. Jeder neue Keks den man aus der Verpackung nimmt ist so wunderschön. So hell und gutgelaunt, als würde er einen sagen: „Ich wurde für dich geschaffen.“ Mit diesem Keks in der Hand spüre ich das waHre Glück des Lebens. Mein Herz ist für einen Moment in vollkommender Zufriedenheit.
Er hat die perfekte Kekskonsistenz. Nicht zu knackig gebackt. Nicht zu bröselig und nicht zu weich. Es ist ein fester Keks, aber er ist bereit sich zerkrümeln zu lassen. Er ist nicht einer dieser Kekse, wo die Zähne gegen eine störrische Härte kämpfen müssen und man beim Kauen ein lautes, unangenehmes Knörkseln im Ohre hat. Es ist ein angenehmes Knuspern.
Der Geschmack, neben dem Namen, das wichtigste: sanft, einfach, herb mit einer kleinen süßen Note. Kein Zuckerschock und keine schmierige, falsche, alberne Füllung. Ohne dicker Glasur, die von einem einfachen, nichtssagenden Möchtegern Durchschnittskekses ablenken wollen würde. Ein ehrlicher Keks. In seiner Natürlichkeit strahlt er die Vollkommenheit seines Seins aus. Er ist ruhig, schreit dich nicht an wie die andern Kekse. Er sieht dich an und mag dich, so wie du bist. Es ist einfach nur der Keks. Für einen Moment gibt es nur dich und den Keks. Und dann weiß du, es gibt einen Gott, der durch die kleinen Dinge des Lebens zu dir spricht.

Montag, 1. Dezember 2008


Gebetsgeschrei, Räuber und 100 Urufungusus

30.12.08

Diese Woche war ein großes Chaos, eine wertvolle Erfahrung von der ich aber erstmal genug habe. Sie fing mit der traurigen Verabschiedung von Reilusch an, die nun in die Welt der Weißen und Reichen zurückgekehrt ist.
Und nun hat Camille Malaria. Seit Mitwoch wissen wirs. Die arme elend Kranke lang da, wie ein Häufchen Elend und alles was wir tun konnten, war Maracujas zu kaufen und ihr zu helfen, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie besser hier bleibt, anstatt nach Dland zurück zu kehren.
Seit Mitte der Woche sollte ich dann keinen Schlaf mehr finden. „Grund war, eine Gruppe von wildgewordener Charismatikern die sich so dachten: Och, machen wir mal die Nächte durch.“ Bin ich ja generell gerne dabei, nur leider sah die Jesusparty folgender Maßen aus: Es wurde ab 6 Uhr Abends gesungen, bis in die Puppen. Direkt neben meinem Raum. 100 Afrikaner. Wenn nicht gesungen wurde, „besinnte“ man sich aufs Gebet. Ich persönlich ziehe ja die ruhige Variante vor, doch hier gilt wohl: Je Lauter, desto heiliger. Und am besten noch in Zungenrede (siehe Wikipedia Zungenrede/Sprachengebet). Natürlich gab man sich keinerlei Mühe, auf Personen zu achten, die evtl. tagsüber arbeiten. Nööö... Ich wurde also die ganze Nacht mit Dämonenaustreibungen und Oaaalaschakalalalalaschakakakakaka iimana schalalallaalaa uuuuuuuu bumbum auf trapp gehalten (Um 3:42 habe ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut). Wenn das die Sprache der Engel sein soll, trällert der Teufel dann lieblich intalienische Arien vor sich hin? Die Frage sei dahin gestellt.

Ich freute mich aufs Wochenende. Da wollte ich mich auf ein Bier mit Sala2 und Marie treffen, anschießend eine ruhige Nacht und eine große Mütze Schlaf bei Letzterer nachholen. Es sollte anders kommen.

Da ich spät dran war und keinen Pfennig Geld mehr hatte, ging ich auf dem Weg noch in der Bank vorbei und tauschte eine kleine große Menge Euros um. Schnell noch ne Pizza mit Jo und Rissa gemampft und dann ab zur Bar. Es war ein mittelprächtig netter Abend, doch weil wir alle ziemlich müde waren, war er auch schon um halbeins vorbei. Fast. Als Sala weg wahr, warteten Marie und Ich auf ein Motoradtaxi. Doch die Ersten waren uns zu teuer und so gingen wir ein Stück die Straße entlang. Seltsamer Weise mit einem komisch dreinschauenden Dreikäsehoch im Schlepptau. Er blieb uns an den Versen. Winkte ein paar Motors ran und ließ uns „freundlicherweise“ den Vortritt. Freundlich ist relativ. Wir verhandelten einen guten Preis, stiegen auf. Ich setze mir den Helm auf den Kopf und meine Tasche auf den Schoß. Plötzlich taucht der Knirps auf, reist mir die Tasche weg und springt durch die Hecke. „Was???“ denke ich, reagiere schnell und bin schon hinterher. Ohne nachzudenken spring auch ich durch die Hecke, schmeiß mir den Helm von Kopf und renne dem Dieb über das große dunkle Feld hinterher. Ich höre seine Schritte vor mir, er ist nicht weit entfernt „Das darf mir doch nicht passieren“, denke ich und mein Stolz treibt mich an. Hinter mir rufen 6 Motoradfahrer laut durcheinander, um die Polizei aufmerksam zu machen. Er ist schnell, ich auch. Ich seh die dunkle Gestalt vor mir hinter die Hecken in den Graben springen und merke plötzlich, dass ich ziemlich einsam auf einem sehr großen unbeleuchteten Feld einen Gangster verfolge. Da kommen die Motoradfahrer. Einer hinter mir her, ein anderer kommt von der Seite, er ist dem Dieb auf den Versen. Aus Angst bleib ich stehen und hoffe, dass der Fahrer mit dem grünen Helm den Verfolgten einholt. Doch er schafft es nicht und ich steh da und kapier nicht was passiert ist. Wieviele Engel tatsächlich um mich standen, begreife ich erst, als Marie für mich übersetzt. Niemals hinterherlaufen. Sie haben alle Messer dabei, erst letztens wurde genau hier ein Frau erwürgt. Diese Diebe seien zu allem fähig, dass erleben sie oft. Der Staat lässt ihnen keine andere Wahl, sie müssen stehlen und schrecken deshalb vor nichts zurück. Nicht selten werden auch die Motoradfahrer erstochen, damit jemand an ihr bisschen Geld heran kommt. „Hättest du ihn eingeholt, hätte er dich getötet“, sagt einer. Über Geld, Portmonai, Schlüssel, Handy, DVDs und mein Schlafzeug erfreut sich jetzt ein anderer. Ich bin dankbar, für ein bisschen Angst, dass über meinen Stolz gesiegt hat.

Mit Marie bin ich dann nach Hause, hab ein wenig geschlafen und dann sind wir zur Polizei... Danach war meine Hoffnung noch kleiner, meine Sachen wieder zu bekommen.
Vor etwa einer Stunde dann, fand ich mich mit Papa Odaz auf dem Boden vor meinem Zimmer wieder. Vor uns 100 kleine Schlüssel. Ob ein Ersatzschlüssel dabei sei, dass wüste er nicht...mal ausprobieren. Der 41. hat dann auch gepasst und ich bin froh nach all dem in meinen vier Wänden sitzen zu dürfen.

Das war meine Woche. Angefangen mit Möchtegernheiligen, die die angebliche Engelssprache nur so aus sich heraus geschrien haben, dass ich wie ne Eins im Bett saß und nicht schlafen konnte. Und sie endete mit ein paar sehr einfach Menschen, die so wenig verdienen, dass sie Nachts noch arbeiten, wo vielleicht wieder einer von ihnen sterben wird. Die aber heilig genug sind, um mich blödes, reiches Mozungu-Mädchen vor dem Gauner zu bewahren. Riskiert haben, selbst was ab zu bekommen, während sie ihn für mich verfolgt haben. Dunkle Engel mit grünen Helmen, die mehr Jesus wahren, als so manch Gebetstüchtiger hier.