Samstag, 22. November 2008

Seit über zwei Monat lebe ich nun in Kigali und eins der aufregendsten Dinge ist immer noch das Bufahren. Ich möchte das einmal mit dem Beschreiben einer gewöhnlichen Busfahrt erklären.
Um in die Stadt zu gelangen, stelle ich mich an die Haltestelle. Irgendwann. Denn wann der Bus denn nun kommt, weiß eh niemand. Es gibt keinen Plan... generell macht man hier keine Pläne. Man steht auf und guckt was passiert. Genauso ist es beim Busfahren. Man steht und wartet was passiert. Dann kommen drei alte VW-Busse, die mit großen bunten Buchstaben Werbung für Jesus machen. Manchmal auch für Puma. Aber meistens für Jesus. Noch während der Fahrt schmeißt ein Junge die Bustür auf, hängt sich heraus und dann wird drauf losgebrüllt als gäb's kein Morgen mehr: „REMERAREMERAREMARE“, schreit der erste. Mit dem Finger zeigt er auf mich und winkt mir zu. Von seinem immensen Stimmorgan eingeschüchtert flüster ich kleinlaut „town“, als ob es mir Leid tun müsste, nicht in seinen Bus einsteigen zu wollen. Genauso reagiert er auch, sucht sich ein neues Opfer und brüllt es an: „REMERAREMERAREMERA!!“
Mein Bus taucht auch auf und ich kämpfe mich hinein. Ich sitze, das ist gut. Ich sitze hinten, das ist nicht so gut. Wie auf der Flucht wird jeder in den Bus gequetscht der sich traut mitzufahren. Was nicht passt wird passend gemacht. So finde ich mich zwischen zwei dicken Mamas wieder. Vor mir sitz eine Mutter, die ein kleines Baby auf dem Rücken gebunden hat. Daneben ein junger Mann, auf dem Schoß ein Bündel Hühner, an den Füßen zusammengebunden. Zu seiner Rechten sitz der Busjunge, dessen Job nicht nur das schreien der Endstation, sondern auch das zuhalten der Tür ist (es gab wohl Zeiten, wo sie von alleine zu blieb). Irgendwo singt eine junge Frau ein paar Lieder vor sich hin und ein alter Herr tippt mir auf die Schulter. „Muraho“ lächelt er mich an, reicht mir die Hand und erzählt mir viele schöne Geschichten auf einer Sprache die ich nicht versteh. Zwischendurch halten wir an einer Tankstelle. während ein Junge Benzin einfüllt kommt ein anderer, klopft an die Scheibe und bietet ein paar klebrige Bonbons zum Verkauf an. Ein zweiter kommt und will ein paar Turnschuhe verkaufen, doch es geht schon weiter. Die nächste Station ist meine, ich krame 200 Fr aus der Tasche und tippe der Dame vor mir auf die Schulter. Diese nimmt das Geld und tippt ihren Vordermann auf die Schulter. Dieser nimmt das Geld und tippt seinem Vordermann auf die Schulter... Das geht so lange, bis mein Fahrtgeld bei dem Schreihals (in diesem Fall: „Towntowntownmumuchitowntowntown“) angekommen ist. Am Busbahnhof herscht ein Wimmeln und Wuseln so weit das Auge reicht. 100 kleine Omnibusse quetschen sich an den Straßenrand. 100 kleine Schreihälse brüllen Namen von Endstationen in die Menge der wartenden Meute. Als wäre das nicht genug Lärm, dücken, boxen, schlagen und schmettern die Fahrer auf die Hupe, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich kletter über die Bänke vor mir, bleib mit dem Rockzipfel hängen und stolper aus dem Bus.
Natürlich könnte ich auch ein gemütliches Taxi nehmen. Ein weißer Mercedes, schöne Sitze, leise Musik für wenig Geld... Aber mal ehrlich, wo ist denn dann der Spass?? :)

Keine Kommentare: